Dienstag, 3. April 2012

Fringe (4.16)

Nachdem Olivia beschlossen hat, sich den Erinnerungen der anderen Olivia und damit der Liebe zu Peter hinzugeben, wird sie aufgrund ihrer Gedächtnislücken vom FBI-Dienst beurlaubt. Als jedoch eine Art Werstachelschwein auftaucht, haben Peter und Olivia einen Vorteil - denn in der früheren Zeitlinie (Fringe-Urzeit) gab es einen sehr ähnlichen Vorfall. Nach einem Zusammenstoß mit einer der Kreaturen wird Nerdlee infiziert und von Walter unter Beobachtung gehalten. Dieser scheint sich aber mehr für das neu erwachte Familiengefühl zwischen ihm, Peter und Olivia zu erfreuen als ein Heilmittel für Nerdlee zu suchen.

Bald wird herausgefunden, dass David Robert Jones seine Finger im Spiel hat und offenbar ein Geheimkult existiert, in dem sich Menschen freiwillig der gelenkten Mutation/Evolution aussetzen. Am Ende wird Nerdlee geheilt, die Kreaturen sind ausgeschaltet - aber es gibt noch weitere. Und ein Containerschiff voller merkwürdiger Geschöpfe durchpflügt die neblige See...

Mit dieser Folge ist Fringe zurück in längst vergessenen Trash-Gefilden: Stachelschweinmenschen, die später noch Flügel bekommen und mit schönen Frauen im Arm durch die Nacht gleiten (!), und der Monsterzoo auf dem Frachter. Der Tonfall der Folge fällt entsprechend unernst aus, Nerdlee hat zwar nichts zu lachen, erscheint aber nie in Gefahr und Olivia wird trotz ihrer eigenmächtigen Ermittlungen am Ende wieder in den Dienst gestellt (für Broyles ist eine 60%ige Olivia immer noch besser als 90% der Agenten, mit denen er zusammenarbeitete - Awesomelivia). Cordial Deconstruction, generell mit vielen Hinweisen auf Unsinn, meint in diesem Zusammenhang:
«Olivia’s eroding memories of her life from this timeline seriously compromise her value as an FBI agent. It’s not particularly unlikely that a defense attorney would discover her memory issues during deposition, and use her unreliable memory to get any testimony given by Olivia thrown out of court.»
Außer dass Jones hinter allem steck und einst die Unterlagen von Massive Dynamic (wo sonst) entwendete, geht die Hauptgeschichte nicht voran. Polite Dissent merkt hier an:
«Why hasn’t the Fringe team, or at least Nina Sharp, looked through the Massive Dynamic files to see which projects David Robert Jones worked on?»
Immerhin wird sich die Zeit genommen, die Problematik von Olivias Erinnerungen für ihren Job zu thematisieren. Die Auswirkungen auf ihre Familie werden dagegen nur angerissen. Und allzu spannend war die Folge auch nicht, dafür recht humorvoll. Und eben trashig.

Vladislav Tinchev schreibt übrigens nicht mehr für Serienjunkies, die Fringe-Reviews werden nun von Gastautoren geschrieben. Den Anfang macht ein gewisser Mariano Glas, der sich den Parallelen und Unterschieden mit der ursprünglichen Stachelschweinfolge (1.13) zuwendet, die "meisterhafte Stärke bei der Entwicklung der Figuren" und religiöse Motive beschreibt. Und "nur" 4/5 Punkten vergibt (eine starke Folge, wie sie in der vierten Staffel zu selten sei). Vladislav himself widmet sich in gewohntem Duktus Dingen, die sich verändern und eigentlich gleich bleiben - "Fringe, die Evolution, die Liebe…" Die 5-Sterne-Wertung muss man sich jetzt denken.

<< 4.15

Spartacus: Vengeance (fulfilled)

Nach der Abschluss der regulären zweiten Spartacus-Staffel lasse ich die zweite Hälfte Revue passieren - Spoiler! Für die vorherigen Folgen siehe hier.

2.06-2.09

Nach der nicht mehr für möglich gehaltenen furiosen Folge 5 hing drohend die Frage im Raum: Kann Spartacus dieses Niveau irgendwie halten oder wird nun erst recht der Absturz folgen? Doch glücklicherweise entsprach das Niederbrennen der Arena zu Capua dem Zerschlagen des Gordischen Knotens, der bisher die Qualität der Staffel - und den Römer Glaber - im Zaum gehalten hatte. Letzterer entwickelt sich nach dem Flammeninferno und auch durch die Abneigung seiner Frau Ilithyia zu einem Monster, wie er sich später selbst bezeichnet. Nun sind ihm alle Mittel recht, um Spartacus zu erledigen, und er lässt Ashur eine Truppe für abgründige Aufgaben ausheben. Dadurch steigt Ashur im Ansehen Glabers und schafft es, Lucretias eigenen Einfluss zu beschneiden und sie schließlich gar in sein Bett zu pressen. Ilithyia bekommt die Folgen ihres Verrats an Glaber fortwährend von ihrem Ehemann zu spüren und versucht, zusammen mit Lucretia die alte Ordnung wiederherzustellen.

Es wird alsbald auch deutlich, dass die Staffel von Spartacus nicht an größeren Intrigen interessiert bzw. dazu strukturell kaum in der Lage ist - spätestens nach dem Brand der Arena sind die meisten römischen Konkurrenten von Glaber tot oder fort. Somit verlagert sich die Serie auf Machtspiele und Positionskämpfe im kleinsten Rahmen, was im ehemaligen Ludus auch ganz gut funktioniert. Beim flüchtigen Spartacus und seinen Rebellen sieht dies schon anders aus, denn die simplen Abneigungen zwischen den Angehörigen verschiedener Stämme (z.B. Crixus und Agron) werden offen und direkt ausgetragen. Überspitzt lässt sich sagen, dass Spartacus abgesehen von ein paar Überfällen in der zweiten Staffelhälfte nicht mehr viel zu tun hat: Die Abtrünnigen verstecken sich in einem aufgegebenen Tempel und warten ab. Die Art der Behausungen ist auch bezeichnend: Ludus wie Tempel sind tote Häuser, aber der Ludus (auf einem Berg) war und ist Schauplatz vieler Grausamkeiten, während ein Tempel (am Fuß eines Berges) einen heiligen Ort darstellt. Besonders Crixus kann sich in dieser Staffel kaum in Szene setzen, weil er nach der Rettung seiner Frau Naevia nur noch mit dieser Zeit verbringt. Ein Highlight sind dafür die befreiten Germanen, die gebrochen Hochdeutsch sprechend dauernd fluchen und feiern.

Nach zwischenzeitlicher Entführung von Ilithyia durch Gannicus, der sich damit entgültig auf Spartacus' Seite schlug, finden Ilithyia und Glaber dank eines brutalen Ränkespiels Lucretias und sprichwörtlichen Blutbades (eindrucksvolle Szene und arme Seppia) wieder zusammen. Dies ging mir ob ihrer vorhergehenden Entfremdung zwar etwas schnell, aber es was akzeptabel. Da Spartacus seinen Wertvorstellungen treu bleibt, ließ er Ilithyia laufen (und erfuhr, dass sie wohl sein Kind in sich trägt), und dank Ashurs Erdkundekenntnisse - voher auch immer - ist deshalb bald Spartacus' Lager ausfindig gemacht. In der vorletzten Episode entbrennt ein erbitterter, packend inszenierter Kampf um den Tempel, an dessen Ende die Rebellen sich auf den kargen Vesuv zurückziehen müssen. Glaber frohlockt und meint in Anlehnung an Crixus' Worte aus der ersten Staffel: "We shall kill them all."

2.10

Die finale Episode ähnelt vom Aufbau der vorhergehenden: Ein eher gemächlicher Beginn, dann die explosionsartige Steigerung. Trotzdem kann dieses Staffelfinale nicht mit dem von Blood and Sand und auch nicht mit der fünften Vengeance-Folge mithalten. Gelungen ist es aber allemal: Spartacus und seine Recken blasen Trübsal auf dem Vesuv, während Glaber sich zufrieden auf eine längere Belagerung einstellt. Da reisen Ilithyia und Lucretia an, denn beide wollen endlich wieder nach Rom. Und Lucretia weg von Ashur, dem sie zuvor von Glaber als Frau versprochen wurde. Ashur soll außerdem als Dank für seine Dienste den Ludus bekommen und der Syrier sieht sich schon als glorreichen Gladiatorenschulleiter. Doch wenn ein jeder eine Schlange ist, kann man sich auf nichts und niemanden verlassen.

Einst stahl Ashur bei einem Mordauftrag Glabers ein Schlangenarmband (!), das später für Lucretias und Ilithyias Komplott gegen Seppia und zur Wiedervereinigung mit Glaber diente. Und nun soll es gar Beweis sein, dass Ashur einen Mord an Glaber plante. Ashur - und vielleicht auch der Zuschauer - kann selbst nicht recht glauben, dass Glaber diese List von Ilithyia für bare Münze nimmt, aber das ändert leider nichts. Anstatt sofort hingerichtet zu werden, soll Ashur den Belagerten eine letzte Botschaft überbringen: Alle werden verschont, wenn Spartacus ausgeliefert wird. Aber im Gegensatz zu Ashurs "Brotherhood of Badass Mutherfuckers", die sofort auf Glabers Seite wechselte, stehen die Abtrünnigen zusammen. Und Naevia fordert schließlich Rache für ihr Schicksal als Sex- und Minensklavin. Und so findet Ashur ein passend unrühmliches Ende - the Fall of the House of Ashur: Von allen verstoßen und verachtet, seiner Träume und Hoffnungen beraubt, verliert er im Kampf gegen die eigentlich unterlegene Naevia nicht nur sein Gemächt, sondern auch seinen Kopf und verendet im Staub. Auch sein selbstgefälliges Grinsen wurde ihm da genommen.
Naevia: "It is no easy task to cleave a man's head from his shoulders in a single blow."
Crixus: "Then I will teach you."
Um der Belagerung zu entfliehen, knüpfen die Rebellen unglaubwürdig lange Seile aus Kletterpflanzen und das All-Star Team aus Spartacus, Crixus, Gannicus und Agron überwinden eine Steilwand. Sie benutzen römische Katapulte aus der letzten Episode gegen Glabers Heer und dann kommen ihnen die restlichen Rebellen zu Hilfe. Nun muss sich Glaber in den Tempel zurückziehen, aber es gibt kein Entrinnen mehr - ein düsterer Choral begleitet das letzte Gefecht.
Glaber: "I will not die at the hands of a fucking slave!"
Spartacus: "I am a free man."
Und so rammt Spartacus schließlich sein Schwert durch Glabers Mund in dessen Hals! Ein würdiger Abschluss der Rache, aber Eindrucksvolleres trägt sich im Ludus zu: Dort soll Ilithyia ihre Freundin Lucretia aus dem Weg schaffen, die Glaber zufolge einfach zu viele Geheimnisse kennt. Doch eine einsetzende Frühgeburt verhindert dies. Ein Schrei hallt dann durchs Gebäude, Lucretia kommt mit blutigem Kleid in Ilithyias Gemach, sticht eine weitere Sklavin ab. Dann schneidet sie das Kind (offscreen) aus Ilithyias Bauch und wankt zum Klippenrand des Ludus. Ilithyia kriecht verblutend hinterher und es wird deutlich: Lucretia hat ihren Wahnsinn nie überwunden, dieses Kind - geboren im Haus Batiatus - ist für sie der Nachwuchs, den sie nie hatte. Und dann stürzt sie sich mit dem Baby in den Abgrund, um im Jenseits mit Batiatus (und Spartacus' Sohn...) vereint zu sein!

Fazit

Die Vengeance-Staffel ist deutlich zweigeteilt in eine solide, aber angesichts von Gods of the Arena und vor allem Blood and Sand eher schwache erste Hälfte und einen hochklassigen Abschluss. Dabei ist es erstaunlich, dass die Serie mit den vielen losen Enden aus den vorhergehenden Staffeln kaum etwas anzufangen wusste außer damalige Konstellationen zu spiegeln. Und obwohl die Staffel schließlich ihren Weg fand, bleibt ein ungutes Gefühl, wie es weitergeht. Denn Anknüpfpunkte für zukünftige Entwicklungen gibt es nun kaum noch, tot sind: Glaber, Ashur, Lucretia, höchstwahrscheinlich Illythia (und ihr Neugeborenes), Oenomaus, Spartacus' Gefährtin Mira und quasi alle anderen irgendwie bedeutenden eingeführten Römer. Wer wird als Gegenspieler von Spartacus fungieren und in die großen Fußstapfen von Batiatus und Glaber treten?

Ein Wort zu Spartacus selbst: Seine Handlungen sind schlussendlich nicht mehr allzu unbedacht, dafür konnte mich der neue Darsteller Liam McIntyre nie völlig überzeugen (gleiches gilt übrigens bei Naevia). Gegen das Charisma eines Crixus, Oenomaus oder Gannicus oder eben seines verstorbenes Vorgängers Andy Whitfield hatte er keine Chance. Ein "Yeah!" von Crixus reißt mehr mit als eine aufpeitschend gedachte Ansprache Spartacus'/McIntyres.

Abschließend zeigt Vengeance durchaus Abnutzungserscheinungen und verdeutlicht gleichzeitig, dass die vorhergehenden Staffeln eben mehr waren als nur Blut und Titten. Aber ohne Intrigen und Interaktionen, die auch aufgrund der räumlichen Trennung von Aufständischen und Verfolgern überschaubar ausfielen, wählten die Macher der Serie allzu oft das sich schnell abnutzende Spektakel. Spartacus ist eine Serie über Aufstieg und Verbesserung, über Fall und Niederlage. Das Ende des Sklavenaufstandes steht fest, aber ob der Weg dahin weiterhin unterhaltsam und mit angemessenem Anspruch ausfallen wird, bleibt offen. Vielleicht wird es Zeit, dass auch bei Spartacus und seinen Begleitern düstere Aspekte hervorbrechen. Denn wie sprach einst Batiatus: "A man of ambition is capable of anything." Und was kann ehrgeiziger sein als Rom zu vernichten?

<< 2.01-2.05

Montag, 2. April 2012

Movie Tweets IV

Bad Lieutenant (2009): New Orleans und Katrina. New Orleans und Nicolas Cage! Wahn und Sinn, Cage als Kinski. Werner Herzog und Reptilien.

Der letzte Tempelritter (2011): Gemäßigter :-( Nic Cage + Ron Perlman vs. Pest + Hexen. Mäßige Ritter-Rauferei, schön dümmliches Finale.

Die Frau in Schwarz (2012): Atmosphärische Bilder mit Nebel und Schatten, aber mehr generischer statt gepflegter Grusel.

G.I. Joe (2009): Lobotomie-Logik, aber recht ordentliche CGI-Materialschlacht, unfreiwillige Komik (Synchro), Sienna Miller als Baddie.

Knowing (2009): Nic Cage schlafwandelt, Erzähltempo unfassbar lahm, Story öde, Ende ein übler Witz. Immerhin Roland-Emmerich-Zerstörungen.

Moneyball (2011): Unaufgeregter Sportfilm nach wahrer Begebenheit, auch ohne Baseball-Interesse verständlich und durchaus unterhaltsam.

My Soul to Take (2010): Unfassbar trashiger Beginn (dt. Synchro!), dann spannungsloses Teen-Horror-Sammelsurium, verwirrend und ohne Sinn.

No Country for Old Men (2007): Prärie staubtrocken, Städte geisterhaft - Handlung und Charaktere ebenso. Agonie & Lakonie. Ethan & Joel.

Rammbock (2010): ZDF-Zombies in Berlin. Begrenztes Budget führt zu einigen netten Einfällen, die jedoch leider kaum ausgereizt werden.

Take Shelter (2011): Vater, Mutter, Tocher, Träume, Probleme. Ruhig erzählt/eskalierend, dadurch fesselnd. Aber auch Sozialdrama as usual.

The Tournament (2009): Blutige Killersause, Carlyle unterpräsent, Hu mit guten Kämpfen (und Silikon?). Tauscht leider Action gegen Moralin.

Donnerstag, 29. März 2012

Fringe (4.15)

Ein hässlich Entstellter sucht sich glückliche Paare, tötet die Männer und destilliert aus deren Körperflüssigkeiten eine Pheromonmischung. Diese testet er bei den Witwen als Liebesduftstoff, was leider nur mittelprächtig klappt. Ebenso wenig Erfolg hat er mit dem FBI, denn Olivia und Nerdlee schnappen ihn ohne größere Probleme. Seine Motivation bleibt eher unkonkret, wahrscheinlich liebt ihn seine Frau nach seinem Unfall (?) nicht mehr. Ein Ende wie in Das Parfum hätte ich interessanter gefunden. Zuvor führt Olivia noch ein Gespräch mit einer Hinterbliebenen und aufgrund der Wortwahl und Bildgestaltung dürfte dies der eindeutigste zweideutige Dialog in der Fringe-Geschichte gewesen sein (hier bezogen auf die Beziehung von Nerdlee und Olivia).

Das Verschwinden des Beobachters Septembers in der letzten Episode hat Walter zufällig aufgezeichnet und lässt nun extra Hardware ankarren, um das Filmmaterial zu analysieren (das ist ja fast wie bei Star Trek TNG, wo für alle neuen Computerfunktionen Platinen hergestellt wurden). Laut Cordial Deconstruction und Polite Dissent hätte das neue Equipment zwar eigentlich nichts bewirken dürften, aber Walter entdeckt trotzdem: Die Beobachter können sich rasend schnell bewegen und hatten September aus dem Labor entführt, der dabei aber irgend etwas in Peters Auge platzierte (!). Abstrusistan voraus: Es handelt sich um eine Kontaktlinse, die sich laut Walter bald aufgelöst und so die aufgedruckte Adresse in Peters Bewusstsein geschrieben hätte (Cordial Deconstruction: "WTF?"). Wie auch immer, Peter macht sich zur Anschrift auf, findet die Wohnung des Beobachters und dort etwas Technik, die ihn zu der unterirdischen, äh, Bohrbake aus der Fringe-Frühzeit führt. Diese aktiviert sich bald automatisch und im Lichtkegel erscheint September. Die andere Beobachter hätten ihn aus dem Universum ausgesperrt, aber dank der Bake ist er nun zurück (ah ja... und soll das der einzige Zweck des Iridiumbohrers gewesen sein?). Dann eine wichtige, sicher naheliegende, aber auch enttäuschen Enthüllung durch September - Peter sei in keiner anderen Zeitlinie, Olivia ist also "seine" Olivia und so weiter:
«I believe you could not be fully erased, because the people who care about you would not let you go. And you would not let them go. I believe you call it "love".»
Liebe 1, Naturgesetze 0... Irgendwie musste ich da an das rührselig-naive "Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein" denken (Metropolis). Olivia, die aufgrund des Erinnerungschwundes stark verunsichert und ängstlich ist, entscheidet sich im Gespräch mit Nina (die echte) schließlich für die vermeintlich falschen Erinnerungen, weil die andere Olivia eine bessere Version ihrer selbst sei (bitte?). Sie wählt also die Liebe zu Peter und möchte ihr bisheriges Leben aufgeben - arg egoistisch gegenüber ihren Angehörigen und Freunden! Am Ende treffen sich dann Olivia und Peter, ihre Gefühle für einander haben die beiden vereint und wie in einem kitschigen Liebesfilm umarmen sie sich stürmisch.

Tja, wie schreibt Polite Dissent: "This week’s episode had two barely-connected plots, both of which were rather meh." Der Fringe-Fall schien aus reiner Gewohnheit stattzufinden, uninspiriert und voll halbgar-platter Doppeldeutigkeit, vom Hauptplot sah man nichts. Peter werkelt still vor sich hin, nur Olivias bzw. Anna Torvs Verunsicherung gefiel mir. Nicht wirklich überraschend wird erneut die einfachste Erklärung genutzt: Peter ist schon in der richtigen, also in seiner Zeit; dass es keine parallelen Zeitlinien gibt, passt wirklich besser zur Fringe-Mythologie (Peter sollte sich bei Captain Planets Ma-Ti bedanken, dass die Kraft der Liebe alles überstrahlt...). Cordial Deconstruction fragt zurecht:
«Will Walter forever be without the last four years he and Peter shared together? Will Olivia loose her memories of her relationship with Nina? How will the Alterverse come into play for all this? Will there be a season five?»
Und Serienjunkies' Vladislav "5/5" Tinchev "babbles a bit about love" (Polite Dissent).

<< 4.14

Freitag, 23. März 2012

The Walking Dead

Zombies und Fernsehen - in blutrünstiger Tradition à la George A. Romero schien diese Kombination unmöglich, bis spätestens Spartacus die Grenzen der Gewaltdarstellung im TV neu auslotete. Abgesehen vom britischen Dead Set war die Comicadaption The Walking Dead Ende 2010 dann Vorreiter. Sie beruhte auf der gleichnamigen und viel gelobten Comicreihe, die seit 2003 erscheint und mir nicht bekannt ist (außer, dass sich die Fernsehserie wohl ziemlich von der Vorlage entfernt). Es folgen Spoiler.

Der Polizist Rick wacht nach einer Schussverletzung im Krankenhaus auf und hat die Zombie-Apokalypse verschlafen. In eindrucksvollen und auch drastischen Bildern wird das Ende der bekannten Welt gezeigt, obschon die Perspektive immer beschränkt bleibt: Was wie wo genau passierte, ist auch nach zwei Staffeln kaum bekannt. So kämpft sich die Hauptfigur durch verheerte Städte und Horden von Untoten auf der Suche nach seiner Familie. Recht zufällig findet er seine Frau Lori und seinen Sohn Carl in einer kleinen Gruppe von Überlebenden, ebenso seinen besten Freund und Kollegen Shane. Der hat jedoch mittlerweile ein Verhältnis mit Ricks Frau begonnen - Konfliktpotential. Doch in der ersten, nur sechs Folgen umfassenden Staffel wird dieses Potential selten genutzt. Für die wenigen Episoden besteht die Gruppe aus zu vielen Personen, der Zuschauer kann so kaum eine emotionale Beziehung zu den Charakteren aufbauen. Natürlich gibt es fortwährend Opfer, doch als quasi Unbekannte wirken deren Tode wenig dramatisch.

Zum Finale der ersten Staffel, die überwiegend im urbanen Raum spielte, scheinen Antworten in Reichweite. Die deprimierende Erkenntnis: Die Suche nach einem Heilmittel scheiterte bisher, selbst Wissenschaftler kapitulieren. So verlässt die ausgedünnte Gruppe das Sinnbild der Zivilisation, die Stadt, und findet sich alsbald auf einer abgeschiedenen Farm wieder (ein zivilisatorisches Western-Motiv). Hier wirft die Serie die Chance auf inhaltliche Besserung über Bord, denn zum einen ist das Farmland trotz naher Kleinstadt natürlich deutlich abwechslungsärmer als eine Metropolregion. Zum anderen wird die endlich überschaubare Truppe gleich wieder verstärkt durch die auf dem Bauernhof lebende Großfamilie.

The Walking Dead wird durch dieses Ungleichgewicht zwischen Figurenvielzahl und Erzählsträngen gelähmt, die Handlung kriecht dahin und tatsächlich wird die Farm bis zum Ende der 13teiligen zweiten Staffel der Schauplatz bleiben (wahrscheinlich aus Budgetgründen). Alte Charaktere wachsen nicht ans Herz, weil es zu viele neue gibt und die Serie außerdem ein Sympathieproblem hat: Ehefrau Lori zickt beispielsweise fortwährend herum und scheint wankelmütig bloß die Spannungen zwischen Rick und Shane anheizen zu sollen. Letzterer wird als entschlossener, aber auch kaltblütiger Macher zunehmend und einseitig zum Buhmann abgestempelt. Und der ältere Dale, in Staffel 1 wohl meine Lieblingsfigur (ein Fußlahmer in einer Zombiewelt - wie bezeichnend), entwickelt sich zu einem konstant vor dem ach so gefährlichen Shane warnenden Nervtöter.

Rick steht unter dem Einfluss der beiden, freudianisch ist er das Ich der Serie, während Dale das Über-Ich (Zivilisation) und Shane das Es (Überlebenskampf) verkörpert. Beide sterben zum Ende, als der Zuschauer schon längst die Geduld mit ihnen verloren hat, ergo keine emotionale Wirkung. Zumal mit dem Farmbesitzer Hershel ein Ersatzrentnermoralist für Dale vorhanden ist, der statt Autos Menschen zusammenflicken kann. Rick, der seinen Freund Shane töten musste, weil dieser in dezentem Wahn wiederum Rick erschießen wollte, ist zum Finale der Staffel der verhärtete Anführer - da hat dann wohl eher Shane als Dale den Kampf um seine Seele gewonnen. Ricks Familie ist zumindest oberflächlich noch intakt, als er den Anderen eröffnet: Jeder ist infiziert und wird nach dem Tod zum Wiedergänger werden.

Nachdem die Farm von Zombies, die sich sonst eher rar machten, überrannt wurde und die Gruppe aufgrund diverser Dämlichkeiten noch ein paar unwichtige Figuren verlor, wird als nächster Handlungsort ein Gefängnis angedeutet - "Sicherheit oder Falle?" In der Gruppe, die in den Augen mancher Mitglieder zerbrochen ist/war (was aber eher behauptet als ausgespielt wurde), scheinen die größten Konfliktherde ausgemerzt. Ob deswegen erneut weitere Figuren eingeführt werden? Wahrscheinlich. Zumal die Überlebenden für mich als Sympathieträger weitgehend verbrannt sind. Eine beinahe surreale Szene lässt immerhin hoffen: Eine vermummte Gestalt köpft Zombies mit einem Samuraischwert und zerrt zwei armlose Untote an Ketten mit sich!

The Walking Dead ist ein großer Zuschauererfolg, obschon die Qualität wie auch bei American Horror Story oder The River leider nicht mit den Erwartungen und Verheißungen mithalten kann. Aber alle diese Serien besetzen Nischen, wodurch sie zumindest noch Interesse und Hoffnung wecken. The Walking Dead wirkt jedoch nach ungefähr doppelt so vielen Episoden blutleer, trotz saftiger Splattereffekte. Vielleicht offenbart sich hier George A. Romeros Kulturpessimismus: Zombiehafte Erzählzeit und Handlungsarmut wird vom Zuschauer goutiert - das überstrapazierte Bild des hirntoten Fernsehguckers, der von Reiz zu Reiz wankt.

Staffel 3 >>

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Mittwoch, 21. März 2012

Alpha Protocol

«[...] Offenbar war seine Mission erfolgreich. Das hat mich ziemlich wütend gemacht. Und offenbar warst du da und hättest ihn aufhalten können, aber stattdessen bist du abgezogen, um irgendeine kleine Schlampe zu retten. Das macht mich sehr, sehr wütend. Hoffe, du bekommst dafür einen Dankeschön-Fick von ihr.»
Nein.

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