Sonntag, 19. Oktober 2008

Krabat & Running Time

Krabat

Dies ist die Verfilmung von Ottfried Preußlers bekanntem Jugendbuch, das ich aber selbst nicht kenne, mich nur dunkel an den deutsch-tschechischen Animationsfilm von 1977 erinnern kann.

Inhalt: Den bettelnde Waisenjunge Krabat verschlägt es zu einer Mühle, wo er Lehrling nicht nur im Müllerhandwerk wird, sondern auch in der schwarzen Kunst. Doch der Preis ist hoch...

Krabat ist ein kleiner Fantasy-Film, mit nur zwei Handlungsorten ein Kammerspiel, abgeschottet von der vom dreißigjährigen Krieg verheerten Welt. Durch die schöne Ausstattung mit dreckigen, windschiefen Holzhütten und verlumpten Kleidern wird eine gelungene Atmosphäre erzeugt, auch wenn in den düsteren Szenen um den magischen Müllermeister kaum wirkliche Gruselstimmung aufkommt - zumindest nicht bei älteren Zuschauern.
Auch technisch gibt sich der Film keine Blöße, neben den erwähnten Sets sind die (eher spärlichen) Spezialeffekte wie z.B. die Verwandlungen in Raben gut gelungen; in einer zentralen, etwas unglücklichen Kampfszene hampelt dann aber leider die Kamera einmal wieder extrem herum.

Die Schauspielerriege bietet mit Brühl und Stadlober zwei bekannte Nachwuchsstars, sind jedoch nicht die Hauptfiguren. Und gerade David Kross als Krabat sowie ein paar andere Lehrlinge in der Mühle schauspielern phasenweise etwas holprig. Leider ist das Finale des Films absolut unspektakulär und befriedigt die Erwartungshaltung des Zuschauers nicht. Trotzdem ein zumindest ordentlicher deutscher Genrefilm. [3/5]

Running Time [DVD]

Vor einigen Jahren wurde dieser Low-Budget-Film in der Splatting Image sehr gelobt, mittlerweile bekommt man ihn auf DVD für unter 10 Euro. In gediegenem Schwarzweiß gedreht verpatzt Bruce Campbell direkt nach seiner Entlassung aus dem Knast "dank" inkompetenter Handlager einen Überfall und muss vor der Polizei fliehen.
Leider ist die "Running Time" im Film, der eh nur 65 Minuten dauert, sehr beschränkt und von atemloser Hetze kaum eine Spur. Am Ende spielt gar Campbells Jugendliebe eine große Rolle, Running Time wird dadurch seinen Titelversprechungen überhaupt nicht gerecht!

Immerhin ist die visuelle Form gelungen, denn mit einigen Kameratricks soll der Film als einzige, zusammenhängene Plansequenz wirken - keine sichtbaren Schnitte, die dynamische Steadycam ist immer dabei. Schön anzusehen, nur hat mich halt der Inhalt nicht vom Hocker gerissen. Und kann mir jemand sagen, wo Campbells Kondom landet...? [3/5]

Krabat
D 2008 | IMDb | OFDb
Regie: Marco Kreuzpaintner
Buch: Michael Gutmann, Marco Kreuzpaintner
Darsteller: David Kross, Daniel Brühl, Christian Redl, Robert Stadlober u.a.

Running Time
USA 1997 | IMDb | OFDb
Regie: Josh Becker
Buch: Josh Becker, Peter Choi
Darsteller: Bruce Campbell, Jeremy Roberts, Anita Barone, William Stanford Davis u.a.

Montag, 22. September 2008

Gomorrha

Die Reise in das Reich der Camorra führt den Zuschauer in italienische Vorstädte, labyrinthische Betonbauten voller Terassen und Treppen, Licht und Schatten. Hier herrscht die Camorra, ein Sammelsurium verschiedenster mafiöser Clans, die das gesamte Leben in diesen Klötzen zu durchdringen scheinen. Job, Lohn, Verpflegung geschieht aus der Hand der Camorra, "ehrliche Arbeit" wird an diesen Orten nicht sichtbar, auf den sonnendurchfluteten Gängen und Fluren lungern die Jugendlichen tagein, tagsaus "cool" herum. Ein Mikrokosmos tut sich auf, die restliche Welt wird ausgeblendet. Wenn Gomorrha diese italienischen Hartz-IV-Locations verlässt, sieht man doch nur weitere Orte der Korruption - oder menschenleere Gegenden. Die Polizei bleibt gesichtslos, taucht nur manchmal von irgendwo her auf, verschwindet wieder.

Filmisch festgehalten wird diese unwirklich erscheinende Parallelwelt durch eine dynamische Kamera, die den Eindruck eines uninszenierten Dokumtarfilms erweckt. Oft wird auf Tiefenschärfe verzichtet, Figuren im Hintergrund bleiben unscharf, selbst wie sie aktiv in die Handlung eingreifen.

Gomorrha erzählt mehrere Geschichten von Bewohnern in diesen Wohnblocks, klingt sich in den Alltag der Protagonisten ein und geht, wenn sie tot oder in ein neues Leben geflohen sind. Dabei haben die wirklichen Gangster und Bosse nur Nebenrollen inne, das Leben gewöhnlicher Menschen in den isoliert anmutenden Soziotopen steht im Mittelpunkt. Die Erzählweise verbleibt simpel, die einzelnen Stränge überlagern sich kaum.

Der Film zeigt, wie die Camorra sich in alle Teile des Lebens der Menschen ausgebreitet hat und kaum noch davon zu trennen ist. In diesem chaotischen Moloch gerät man schnell unter die Räder. Gut gemacht (auch wenn die Synchronisation zu Beginn gewöhnungsbedürfig ist), sicher ein Gegenpol zu "romantisierenden" Gangster-Epen, wie manche Kritik feststellte. [4/5]

Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra
I 2008 | IMDb | OFDb
Regie: Matteo Garrone
Buch: Roberto Saviano
Darsteller: Toni Servillo, Gianfelice Imparato, Maria Nazionale, Salvatore Cantalupo u.a.

Montag, 1. September 2008

Bayern, Deine Killerspielgegner

In einer heutigen Pressemitteilung fordert Bayerns Innenminister Joachim Herrman das schnellstmögliche Verbot von "Killerspielen":
«Wir brauchen ein Bündel an Maßnahmen, an deren erster Stelle ein ausdrückliches Herstellungs- und Verbreitungsverbot virtueller Killerspiele im Strafgesetz mit Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr oder einer empfindlichen Geldstrafe steht. [...]»
Soll es etwa in Deutschland nur noch solche Spiele geben:

GC 2007 Mami

PS: Golem.de weist am Ende seiner Meldung hin: "In Bayern finden am 28. September 2008 Landtagswahlen statt."

The Dark Knight

Hype, Heath und Platz 3 in der Top 250 der Internet Movie Database - "The Dark Knight" ist das Filmereignis des Jahres. Christopher Nolans zweiter Teil seiner Neuinterpretation mit Christian Bale als Flattermann führt selbstbewusst nicht einmal "Batman" im Titel und schaffte den erfolgreichsten Kinostart aller Zeiten. Ohne Kenntnis von Batman begins und einzelner Comics, dafür mit dem Versuch einer Ausblendung der Kritikerverzückung über The Dark Knight besuchte ich das hiesige CinemaxX - und wurde nicht enttäuscht. Jedoch kann ich auch nicht einfach in die Lobeshymnen einstimmen, weswegen der folgende Text nun negativer klingen wird als gemeint.

Der Film erzählt von der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft in der US-Großstadt Gotham City in Gestalt des effizient durchgreifenden Bezirksstaatsanwalts Harvey Dent, die durch das Auftauchen des unberechenbaren Schurken "Joker" zerplatzt. Batman, der außergesetzliche Beschützer der Stadt und nächtliches Alter Ego des Milliardärs Bruce Wayne, gerät an seine Grenzen im Kampf gegen den Joker. Selbst die Mafia muss erkennen, dass sie die Büchse der Pandora geöffnet hat, indem sie ihn ins Boot holte...

Batman ist ein "Superheld" ohne übernatürliche Fähigkeiten, seine Superkräfte sind Technik und Verstand. The Dark Knight ignoriert alle sonstigen phantastischen Bestandteile des Batman-Universums, reduziert sich mit einem Genrewechsel vom "klassischen" Superheldenfilm Marke Spider-Man und Co. zu einem realistischen Actiondrama um einen Mann im Kampfanzug, der bei seiner rechtschaffenen Jagd auf einen wahnsinnigen Antagonisten zu verzweifeln droht.

Batman, der "dunkle Ritter", ist die Schattenseite Bruce Waynes, jedoch nicht in Tradition eines Mr. Hyde, denn er bleibt ein selbstloser Streiter des Guten. Doch der Joker in The Dark Knight ist ein solch irrationales Element, ein Zerstörer, dessen wahre Absichten und Werte ebenso unklar bleiben wie seine Herkunft und Identität, dass Batman schließlich bereit ist zu kapitulieren.
Die Reduktion im Film umfasst also auch die Entstehung des Gegenspielers, seine Motivation. In den früheren Verfilmungen von Tim Burton oder Joel Schumacher war die Genese des Bösen noch ein wichtiger Pfeiler, in The Dark Knight existiert der Joker einfach, um Angst, Schrecken und Terror zu verbreiten. Geprägt von "9/11" wird die Machtlosigkeit der eigentlich Mächtigen im Krieg Kampf gegen einen unbeherrschbaren, unverständlichen Gegner offenbar. In The Dark Knight gibt es beim Joker nichts zu verstehen, er ist ein archetypischer Anarchist, der planvoll keinen Plan verfolgt (und in meinen Augen auch nicht mehr so stark spiegelbildlich zu Batman konzipiert ist, obschon der Joker natürlich Batman als seinen zentralen Widersacher betrachtet). Kann man in solch finsteren Zeiten obsiegen, ohne von seine Idealen abzurücken?

Diese Frage steht im Raum, diese Frage schwingt auch im Filmtitel mit. Um eine Antwort drückt sich The Dark Knight. Batman blickt nur kurz in den Abgrund, dieser nicht zurück; ein "dunkler Ritter" ist Batman vor allem nur wegen seines Anzuges. Klar, er langt ordentlich zu und bricht zahlreiche Knochen - den Kampfgeräuschen nach, denn wirklich zu sehen bekommt der Zuschauer derartiges nicht. Jedoch zieht Batman sich in einer seiner Meinung nach aussichtlosen Situation lieber zurück, möchte den Umhang an den Nagel hängen (und die Stadt im Stich lassen?). Konflikt umgangen, er bleibt moralisch integer. Langweilig.

Was nun aber nicht auf den ganzen Film bezogen ist! The Dark Knight ist hervorragend inszeniert, bietet einige vorzüglich fotografierte Szenen, sehr gelungene Musik und eine namhafte Besetzung. Erwähnt werden muss hier Heath Leadgers Interpretation des Jokers, der den Wahnsinn mit Methode beeindruckend transportiert (auch wenn mir persönlich der Einsatz seiner Zunge nicht so zusagte, aber ich war auch von Batmans Sprachverzerrung leicht genervt); Gary Oldman gefällt als späterer Commissioner Gordon, Aaron Echhart als Harvey Dent. Die anderen Schauspieler inklusive Christian Bale verblassen gegen dieses Dreigestirn etwas.
Das Terrorchaos in Gotham City und die Verunsicherung der Stadtbevölkerung in der zweiten Filmhälfte wird superb eingefangen, hier hat der Film sehr eindrucksvolle Momente. Überraschenderweise sind die Actionszenen nicht außergewöhnlich, die zentrale Autoverfolgung in weiten Teilen gar recht unspektakulär. Ein weiteres Indiz, der die "innneren Werte" des Films im Mittelpunkt stehen sollen?

Der moralische Zwist, dem sich der Film wie beschrieben entzieht, wird zum Ende nochmals durch des Jokers allgegenwärtige Bomben verschärft, jedoch an dieser Stelle in meinen Augen wiederum unbefriedigend und vor allem unglaubwürdig aufgelöst:
Nach Saw-Art - wie es im Film öfter vorkommt - führt die eigene Rettung nur über ein großes Opfer, doch wird dieses dann gar nicht nötig und eine eher plakative Moralauffassung blitzt auf. Man mag es als Glauben an die Humanität auffassen, wenn Menschen selbst in Todesgefahr ihren Gemeinschaftssinn über den Selbsterhaltungstrieb stellen, für mich hat The Dark Knight dort wiederholt Angst vor seiner eigenen Courage bekommen und sich wohl daran erinnert, dass er immer noch ein Hollywood-Blockbuster sein und niemanden verstören soll.

Dies ist dann auch meine Kernkritik: The Dark Knight ist nicht mutig genug, das "Dunkle" wird oft nur behauptet. Es gibt zwar einige tragische Verluste zu beklagen, ein vom Joker pervertierter "Two-Face" mit leicht übertriebener CGI-Fratze bleibt am Ende aber das einzige ideelle Opfer.
Kleinigkeiten wie logisch holprige Geschehnisse sowie ein Ausfall im realistischen Gesamtbild durch eine lächerliche Technologie bei ansonsten sehr spärlichen Bat-Gimmicks störten mich noch, auch war mir der Film mit über 150 min insgesamt ein wenig zu lang; anstatt in der Filmmitte ein narrativ zwar schon schlüssiges retardierendes Moment aber auszuwalzen, hätte die gesamte Handlung stringenter und dann konsequenter aufgebaut werden können.

Ein sehr gutes Werk, das jedoch in meinen Augem in wenigen, aber entscheidenden Momenten seinem düsteren Anspruch nicht gerecht wird. [4/5]

The Dark Knight
USA 2008 | IMDb | OFDb
Regie: Christopher Nolan
Buch: Christopher & Jonathan Nolan, David S. Goyer
Darsteller: Christian Bale, Heath Ledger, Aaron Eckhart, Maggie Gyllenhaal, Michael Caine, Gary Oldman, Morgan Freeman u.a.

Sonntag, 24. August 2008

Leipzig vs. Köln - Fight!

Heute gab die Leipziger Messe überraschend bekannt, dass es 2009 tatsächlich eine vollwertige Games Convention in der Sachsenmetropole geben wird:
«„Die GC – Games Convention findet auch 2009 in Leipzig statt“, gab Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Leipziger Messe GmbH, am letzten Tag der größten europäischen Spielemesse bekannt. „Die Branche und die Besucher unterstützen uns eindeutig darin, die Messe in Leipzig fortzuführen.“ Als Termin der nächsten GC - Games Convention nannte er den 19. bis 23. August 2009.»
Damit gibt es innerhalb von vier Wochen zwei Spielemessen in Deutschland, nachdem im Februar diesen Jahres eigentlich das Ende der GC in Gestalt der neuen GAMESCom beschlossen wurde. Diese findet vom 9. bis 13. September 2009 in Köln statt.

Neue Rekorde von über 200.000 Besuchern, fast 550 Ausstellern, 14.600 Fachbesuchern und rund 3.800 Journalisten aus 48 Ländern auf der Games Convention 2008, die heute zuende geht, mögen zu dieser Entscheidung beigetragen haben. Aber zwei gleichartige Messen quasi direkt nacheinander können nur zum Nachteil beider gereichen, zumal es die Leipziger Messe in ihrer Pressemitteilung schuldig bleibt, wie sie den Kollisionskurs abfedern will.

Beginnt jetzt ein Wettlauf und -bieten um die Aussteller? Findet man 2009 Branchenriesen wie Electronic Arts nur in Köln, viele kleinere Hersteller aber vielleicht nur in Leipzig? Und kommt Nintendo überhaupt wieder auf die Messe(n) zurück? Fragen über Fragen...

PS: Spiegel Online schreibt am 26. August immer noch "GAMEScon".

Mittwoch, 20. August 2008

"Weird German man" (GC 2008)

Tja, dies wird höchstwahrscheinlich die letzte Games Convention in Leipzig sein, außer die Messeleitung beschließt einen selbstmörderischen Kollisionskurs mit der GAMESCom 2009 in Köln. Und es ist die erste GC, die ich ohne den Dämlord besuchen muss...

Am heutigen Medienmittwoch gab es u.a. eine Pressekonferenz von Sony. "Wirkliche" Inhalte vielleicht an andere Stelle, ich möchte hier nur einen amüsanten Teil im Transkript von Eurogamer zitieren:
«There was also a weird German man that stage-invaded with a camera and microphone during a LittleBigPlanet demonstration towards the end. We found this very strange, although apparently he was some kind of German celebrity.

[...] What's going on? Someone has stormed onto the stage with a camera and microphone. [...] The TV man tries to talk to the LBP man in German but he doesn't actually speak it. Is this for real? Perhaps this man is big in Germany. Loads of press photographers are now taking pictures. This is weird. Now he's being invited to play LittleBigPlanet. It must be a setup. [...] No idea what is going on here. The TV man doesn't seem to know either. [...] "Who could possibly have thought this was a good idea," says GamesIndustry.biz editor Phil Elliott, sitting next to me. "Sony," I reply. [...] There is some banter between the weird man and the Sony man. Now the weird man's off too. That was weird.»
Und bei Eurogamer.de heißt's dazu:
«Elton stürmt auf die Bühne und will sich die versprochene PlayStation 3 abholen. Elton wird dazu aufgefordert, eine Runde LittleBigPlanet zu spielen. Zu blöd, dass er irgendwie gar nicht witzig ist... Die Witze werden leider immer schlechter. Kann es bitte 18:30 Uhr sein?! [...] Elton - Gott sei Dank - verschwindet wieder.»
Elton länderübergreifend gedisst - da kann die Games Convention nur gut werden!

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