Sonntag, 8. Juli 2007

Worte zum Sonntag :-(

Heise online:

Bundestag segnet neues Urheberrecht ab: Weniger privat kopieren, mehr Vergütungspauschale zahlen.
«Herausgekommen ist ein Gesetz, das hauptsächlich den Belangen von Verwertern und Urhebern Rechnung trägt. Für die Verbraucher sowie die Wissenschaft bleibt der Korb größtenteils leer und die Geräteindustrie schreit Foul, auch wenn das federführende Bundesjustizministerium von einem fairen Kompromiss zwischen allen Beteiligten spricht. Allerorten wird aber bereits lautstark nach einer dritten Runde zur Novellierung des Urheberrechts gerufen.»
SpOn:

IOC-Entscheidung: Putin holt Olympische Spiele 2014 nach Russland.
«Vor einem Jahr hatte die russische Stadt am Schwarzen Meer die Vorauswahl unter sieben Bewerbern nur mit Mühe überstanden. Dort und im Kaukasus, der nur 40 Kilometer entfernt liegt, soll ein neues Wintersport-Paradies entstehen. Sämtliche Wettkampfstätten existieren bisher nicht.»
Winterspiele 2014 in Sotschi: Rodeln auf den Rubelbergen.
«Russland jubelt über die Winterspiele für Sotschi. Doch es sind zweistellige Milliardeninvestitionen nötig, um die Stadt olympiatauglich zu machen. Am Ende werden nur die Reichen profitieren, fürchten Kritiker. Proteste werden unterdrückt.»
Polizei-Affäre: Warum drei erfolgreiche Neonazi-Bekämpfer ihre Jobs verloren.
«"Man muss nicht alles sehen", soll Dessaus Polizei-Vizechef drei Staatsschützern mit Blick auf den Kampf gegen Rechts gesagt haben. Die wunderten und wehrten sich - und wurden versetzt. Protokoll einer absurden Affäre, die bald einen Untersuchungsausschuss beschäftigt.»
Freace:

Keine weiteren Fragen: Schäuble läßt endgültig die Maske fallen.
«Wer bisher noch Zweifel an der Verfassungsfeindlichkeit des deutschen Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble hatte, dürfte durch Äußerungen, die am Samstag von Spiegel Online zitiert wurden, endgültig überzeugt werden.»
Vermauertes Fenster: Über die "Transparenz" der Einkünfte deutscher Politiker.
«Stufe 1 umfaßt Einkünfte zwischen 1.000 und 3.500 Euro, Stufe 2 Einkünfte von 3.500 bis 7.000 Euro und Stufe 3 zeigt Einkünfte, die über 7.000 Euro liegen, an. Das bedeutet aber nichts weniger, als daß es vollkommen gleichgültig ist, ob ein Abgeordneter 8.000 oder 8 Millionen Euro von einem Industrieunternehmen erhält - während es sicherlich naheliegend ist, einem solchen Abgeordneten einen "Interessenkonflikt" bei entsprechenden Abstimmungen zu unterstellen.»

Freitag, 6. Juli 2007

Phantastische TV-Schau: Prison Break & Co.

Primeval (ProSieben, am Mo. um 20:15)

Zur ersten Folge der Serie hatte ich hier schon etwas geschrieben und viel hat sich am Konzept auch nicht geändert. Dimensionstore tauchen irgendwo in England auf, das Expertenteam fährt hin und muss sich mit urzeitlichen Kreaturen herumschlagen, bis die Anomalie sich wieder schließt.

Die trashige Atmosphäre ist geblieben, realistisch oder logisch sind die Handlungen der Charaktere selten, sprich: Die hätten alle eigentlich schon längst von den "Urzeitmonstern" erledigt worden sein müssen.

Wenn man über diesen Mangel hinwegsehen und auch mit qualitativ schwankenden Spezialeffekten leben kann, macht Primeval trotzdem durchaus Spaß. Auch weil die vor Jahren in einer Anomalie verschwundene Frau des Teamchefs regelmäßig auftaucht und noch ein Geheimnis zu verbergen scheint...

Jericho (ProSieben, am Mo. um 21:15)

Die Kleinstadt Jericho hat einen massiven Atomschlag unbeschadet überstanden, während viele US-Metropolen vernichtet wurden. Die Serie begann spannend und hat aufgrund der Mischung aus (gemäßigter) Endzeit, Mystery - was ist genau passiert? - und Drama viel Potential.

Leider ist das Niveau über die letzten Folgen deutlich gefallen, da mittlerweile die zwischenmenschlichen Beziehungen mit starken Soap-Opera-Einschlag die Episoden dominieren. Und der Protagonist Jake Green ist immer noch der Held an allen Fronten.

Zwei Wochen sind seit dem "Anschlag" vergangen, jüngst wurden auch vermutlich amerikanische Raketen am Himmel gesichtet und ein anschließender elektromagnetischer Impuls hat die Elektronik in Jericho gegrillt. Aber die Bewohner streiten sich lieber übermäßig wegen ein paar Maiskolben und es werden urplötzlich aufgesetzte Konflikte in die Serie eingeführt. Schade!

Blade - Die Jagd geht weiter (ProSieben, Mo. um 22:15)

Die Serie zur Marvel-Comicreihe bzw. den Filmen mit Wesley Snipes als halbvampirischer "Daywalker" und Blutsaugerjäger Blade. In der TV-Adaption übernimmt aber der mir unbekannte Rapper Kirk "Sticky" Jones Snipes' Part, was aber nicht wirklich einen großen Unterschied macht, denn auch Jones kann grimmig dreinschauen (fast wie Teal'c aus Stargate SG-1) und cool mit Sonnenbrille und schwarzen Klamotten durch die Nacht stiefeln.

Blade ist überraschend düster und brutal und bietet zudem eine stringente Geschichte: Bereits in den ersten Folgen wird Krista Starr, deren Bruder vom Vampirboss umgebracht wurde, selbst zu einem Vampir, kann aber mit Blades Hilfe ihre Menschlichkeit bewahren. So ist sie ein unverzichtbarer Insider in Detroits hiesiger Vampirorganisation, die gerade an einem Mittel gegen die bekannten Schwächen wie UV-Allergie forscht. Blades Ziel ist daher klar: Unbedingt dieses Serum in die Hände bekommen...

Dazu metzelt er sich mit allerlei Anti-Blutsauger-Gerät durch die Vampirmassen, die beim Dahinscheiden wie in den Kinofilmen mehr oder weniger effektvoll zu Staub verbrennen, während die Obervampire ihre finsteren Pläne verfolgen. Alles in allem ganz unterhaltsam.

2006 lief die Serie in den USA, wurde aber bereits nach einer kurzen Staffel von zwölf Folgen wegen geringer Einschaltquoten abgesetzt. Angeblich stehen aber laut Serienschöpfer David S. Goyer (verfasste auch die Drehbücher für die Blade-Kinotrilogie) die Chancen für eine zweite Staffel nicht schlecht...

Prison Break (RTL, Do. um 22:15)

Trommelwirbel: RTL zeigt eine neue Genreserie als deutsche Erstausstrahlung - also nix von VOX Geklautes - zu einer halbwegs vernünftigen Sendezeit! In der Vergangenheit waren einige US-Serien direkt im Nachtprogramm RTLs gelandet, meist aber auch nur kurzlebige und/oder unbedeutende Mystery-Erzeugnisse.

Nun läuft Prison Break am späten Donnerstagabend sogar in einer Doppelfolge, da sieht man auch darüber hinweg, dass die Serie bereits Mitte 2005 in Nordamerika Premiere hatte! Bisher gibt es zwei Staffeln à 22 Folgen, wegen des überraschend großen Erfolgs wurde eine weitere bewilligt, obwohl das ursprüngliche Konzept nur zwei Staffeln vorsah - man wird also sehen, wie diese künstliche Verlängerung am Ende wirkt.

Lincoln Burrows sitzt im Knast. Er soll den Bruder der US-Vizepräsidentin ermordet haben, was er abstreitet, aber alle Beweise scheinen gegen ihn zu sprechen. Nun soll er bereits in einem Monat hingerichtet werden. Sein Bruder Michael Scofield schmiedet daraufhin einen tollkühnen Befreiungsplan: Er hat Zugang zu den Bauplänen des Gefängnisses, ersinnt einen Ausbruch und versteckt alle nötigen Informationen in einer Tätowierung, die seinen ganzen Oberkörper bedeckt. Dann begeht er eine Straftat und wird nach seiner Verurteilung ins selbe Gefängnis wie sein Bruder verlegt.

Nun giltt es sich im Knast zurechtzufinden, den komplexen Plan zügig umzusetzen und mit Unwägbarkeiten auszukommen. Gleichzeitig ermittelt eine befreundete Anwältin erneut in Burrows' Fall und wird dabei vom FBI massiv behindert. Gibt es eine Verschwörung...?

Prison Break ist einfach fesselnd! Während in Deutschland üble Dinge wie Hinter Gittern - Der Frauenknast (auch RTL) entstehen, gibt's aus den USA diese packend inszenierte Serie, die vom Drehaufwand aber durchaus hierzulande hätte realisiert werden können (mit dem Sachsener Korruptionssumpf als Background).

Wie auch immer: Die Folgen bauen in Tradition von 24 direkt aufeinander auf (aber keine Echtzeit), es entwickeln sind Beziehungen und Feindschaften, während außerhalb der Knastmauern die Verschwörer intrigieren. Es gibt interessante Charaktere, ein paar drastische Szenen und eine insgesamt gelungene Gefängnisatmosphäre.

Kritisch kann man nur anmerken, dass Scofields Ausbruchsplan kompliziert und riskant ist und in Teilen auf sehr dünnen Beinen steht. Aber das unterstreicht wiederum die Spannung. Reizvoll wird es zudem werden, wenn die Flucht gelingt - wie geht es dann weiter... Bis dahin: Einschalten!

Samstag, 16. Juni 2007

Hot Fuzz! Chok-Dee...

Hot Fuzz, der neue Film von und mit Simon Pegg (Spaced) ist Pflicht! Witzig, fies, actionreich... Review folgt später. Achtung: Der "RTL2 Kinotipp" schafft es in wenigen Sekunden viele der besten Szenen zu spoilern.

Und jetzt gerade läuft Chok-Dee auf VOX. Ich hatte auf eine französische Version von Ong-Bak gehofft, aber bis jetzt war das eher American Shaolin (oder "French Muay-Thai"). Und so dolle sind die Kämpfe leider auch nicht - ob sich das in den letzten zehn Minuten ändern wird? Wohl kaum...

Montag, 11. Juni 2007

XIII (RetroZock)

Dreizehn, XIII, so der Titel eines Ego-Shooters, der 2003 erschien und auf den ersten Bänden der gleichnamigen frankobelgischen Comicreihe beruht. Es geht um einen totgeglaubten namenlosen Agenten ohne Gedächtnis, der einen verschwörerischen Staatsstreich in den USA aufdecken und verhindern muss.

Die Geschichte ist recht stark im Spiel präsent, auch wenn mich die Enthüllungen und Charaktere nicht übermäßig gepackt haben. Man kann in den einzelnen Leveln auch hin und wieder Akten und Unterlagen finden, die etwas mehr Details über die Zusammenhänge verraten.

Das Auffälligste am Spiel ist sicher die Grafik, die auf der zweiten Unreal-Engine beruht, aber im Cel-Shading-Design gestaltet ist und somit eine optische Verbindung zu den Comics schafft (ich kenne aber den Zeichenstil der Vorlage nicht). Zwar sind dadurch viele Texturen detailarm, aber der Look ist stimmig und nur selten wirkt die Umgebung eintönig; hin und wieder sind jedoch einige Gegenstände "zu realistisch" und fallen dadurch auf (die Zeichentrickqualität eines Zelda: The Wind Waker wird also nicht erreicht). Die Nähe zu den Comics wird außerdem durch den Einsatz von Splitscreens und Einblendungen kleiner Fenster erhöht, zudem gibt es Lautmalerei, Explosionen und Waffenfeuer hört man nicht nur, es wird auch "Boom" oder "Tatata" eingeblendet. Sehr witzig und nie störend. Die netten Zwischensequenzen sind wie bewegte Comicseiten gehalten, leider sind dort die Figuren oft pixelig oder unscharf.

Im Kern bleibt XIII aber ein normaler Shooter, man durchläuft meist linear gestaltete Abschnitte auf dem Weg zum Ausgang, manchmal muss ein Gegenstand geborgen oder aktiviert werden mit anschließender Flucht. Abwechslung kommt - neben den verschiedenen Locations wie z.B. Militärstützpunkt, Gefängnis, Canyon oder Schneelandschaft - durch zahlreiche Schleicheinlagen ins Spiel, bei denen man zum Teil nicht töten oder keinen Alarm auslösen darf, sonst scheitert die Mission. Hier ist wieder die Comicgrafik am Zug, denn man kann Schritte durch "Taptap"-Einblendungen selbst durch Wände hindurch sehen und so erkennen, wohin ein Gegner geht oder ob er näher kommt. Teilweise werden auch kleine Fenster eingeblendet, die Szenen und Orte zeigen, die man aus der Ich-Perspektive gerade nicht direkt einsehen kann.

Zum konventionellen Waffenarsenal (Pistolen, MPs, Schnellfeuerwaffen etc.) gesellen sich passende Agentenmordwerkzeuge wie Armbrust (meines Erachtens die beste Waffe im Spiel dank Zoom und Instant Kill beim Kopfschuss) oder Wurfmesser zum lautlösen Liquidieren. Außerdem stehen meist überall Dinge wie Besen, Aschenbecher oder Stühle herum, die einen Gegner nach einem kräftigen Schlag sofort K.O. gehen lassen; ein Karateschlag in den Nacken tut's aber auch. Anschließend sollte man die auffälligen Körper jedoch in eine dunkle Ecke schleppen, damit sie nicht später von einer Patrouille entdeckt werden und Alarm ausgelöst wird. Diese Vorgehensweise sollte man oft anwenden, da vermeidbare Feuergefechte viel Munition und Erste-Hilfe-Sets kosten können - besonders viel hält die Spielerfigur nämlich nicht aus!
Weiterhin kann man auch Geiseln nehmen, was aber nur an wenigen Stellen sinnvoll ist. Als Gadgets kommen noch ein Enterhaken und ein Dietrich öfters zum Einsatz, die an vorgegebener Stelle angewandt werden können und müssen.

Die Steuerung ist FPS-typisch und benötigt nur wenige Tasten, geht also leicht von der Hand. Wie man aber einige knackige Abschnitte mit einer wohl trägeren Joypad-Steuerung ohne Probleme überstehen soll, ist mir schleierhaft (das Spiel erschien auch für alle Konsolen der letzten Generation). Diese schwierigen Stellen sind zwar nicht zahlreich, können aber trotzdem frusten. Einen großen Anteil daran hat das Speichersystem, welches konsolentypisch auf Checkpoints setzt. Nur ist es irritierend, dass trotzdem Schnellspeichern eingebaut wurde: Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich nach einer gescheiterten Schleichmission meinen Spielstand schnelllud und trotzdem am Levelanfang startete. Überwiegend sind die Checkpoints aber fair verteilt und liegen nicht allzu weit auseinander; manche Abschnitte sind sogar ausgesprochen kurz.
Das Balacing hakt dann, wenn man viele schwerbewaffneten Gegnern oder einen Endgegner vor sich hat, aber leider kaum noch Medikits. Da kommt es auch aufs Glück an, dass die eigene Waffe vielleicht mal nicht so stark verzieht und vor allem die K.I. der Feinde kleinere Aussetzer hat. Besonders clever sind die meist nicht, immerhin haben sie selten Granaten nach mir geworfen, aber ebenso selten sind sie gegen Wände gelaufen oder haben nicht reagiert (bevor die Gegner einem nachgehen, erscheint erst ein Metal Gear Solid'sches Fragezeichen über deren Köpfen - dann einfach wieder in Deckung oder überraschend alles niedermähen, was auch oft zum Erfolg führt).
In einigen Situationen bin ich zudem gestorben, weil ich nur ein paar Meter tief gefallen bin, während der gleiche Sturz an anderer Stelle nur ein paar blaue Flecken nach sich trug. Nervig, wenn man deswegen mehrfach in den spärlichen (und oft optionalen) "Tarzan"-Abschnitten mit exzessivem Enterhakeneinsatz krepiert.

Positiv erwähnt werden muss jedoch noch die deutsche Sprachausgabe, die hervorragende und auch prominente Sprecher bietet. Laut Abspann waren 20 verschiedene Sprecher beteiligt; leider wird dort nur bei der deutschen Lokalisierung nicht aufgeschlüsselt, wer welche Rollen gesprochen hat. Übrigens ist das Spiel bei uns ungeschnitten, enthält also auch besondere Kopfschusseinblendungen. Und ich glaube, gemeuchelten Gegnern (alles Menschen!) sprudelt am Boden noch das Blut aus der Kehle...

Nach vielleicht 15 Stunden - ich habe nicht so genau darauf geachtet - ist der Spaß vorbei, leider mit einem sehr abrupten Cliffhanger. XIII soll als die ganze Comicreihe umfassende Trilogie geplant gewesen sein, aber daraus wurde wegen des bescheidenen Verkaufserfolgs nichts (ich hab das Spiel auch nur als GameStar-Vollversion). Insgesamt ein sehr ordentlicher Ego-Shooter mit unverbrauchter Optik, der zwar in den meisten Teilen leider arg konventionell ist, dies aber durch Schleicheinlagen und Story wettmacht. [7/10]

XIII (PC)
Ubisoft/Ubisoft Paris 2003 | MobyGames | OGDb
Producer: Julien Barès

Samstag, 9. Juni 2007

Texhnolyze - Anime auf VOX [Update]

Der Privatsender VOX ist seit längerem für die Erstausstrahlung feiner amerikanischer TV-Serien bekannt, bspw. Space 2063, Ally McBeal (Luft raus: in den letzten Staffeln), Six Feet Under (Durchhänger: nach Lisas Tod), Gilmore Girls (Zenit überschritten: Rory in Yale), Boston Legal (Dream Team: Shatner und Spader) oder auch die CSI-Varianten, bevor Muttersender RTL sich die neueren Folgen schnappte. Manchmal ist aber auch Müll dabei, insbesondere die widerliche, konservativ-reaktionäre Himmlische Familie. Die Nacht dagegen gehört regelmäßig Japan, denn VOX sendet - oft als deutsche Free-TV-Premieren - mehrere Episoden am Stück wie die Samuraisaga Okami aus den 1970ern oder die famose Animereihe Samurai Champloo von den Cowboy Bebop-Machern.

Freitag lief nun nach Mitternacht bis in den frühen Morgen knapp die Hälfte (= 12 Folgen!) von Texhnolyze [téknolàiz]:
«Lukuss ist eine experimentelle Metropole der Zukunft tief im Innern der Erde, in der Gangs regieren, brutales Chaos und Vergeltung das alltägliche Leben beherrschen. Um ihre Macht zu beweisen, beraubt eine zwielichtige Organisation ihren Konkurrenten ihrer Gliedmaßen...
Die unterirdische Stadt Lukuss wird von konkurrierenden Banden und religiösen Fanatikern regiert, die ihre Herrschaft über die beklemmende Metropole mit roher Gewalt durchsetzen. Der Frieden hängt an einem seidenen Faden, Lukuss befindet sich am Rande des absoluten Chaos. Doch es gibt Mächtige, die das Schicksal der Stadt in ihren Händen halten: Onshi, Anführer der stärksten Bande von Lukuss; Yoshii, ein mysteriöser Mann aus der 'oberen Welt'; Ran, ein Mädchen mit der Gabe des zweiten Gesichts; Ichise, ein Einzelgänger, dem Arm und Bein durch eine unmenschliche Technologie, bekannt als Texhnolyze, ersetzt wurden. Ein martialischer Kampf um die Zukunft der Stadt beginnt...» (VOX)
Die Serie ist auf jeden Fall bemerkenswert, da sie inhaltlich recht komplex ist. Lange Zeit wird der Zuschauer über genaue Zusammenhänge im Dunkeln gelassen, muss die unbekannte Stadt, die verschiedenen Gruppierungen und die Hauptfiguren erst kennenlernen und einordnen. Die frühen Folgen ziehen sich jedoch leider etwas hin, da Ichise zwar scheinbar als Hauptcharakter aufgebaut wird, aber erst nach langer Zeit seine Cybergliedmaßen bekommt und zudem kaum aktiv an der Handlung teilnimmt. Trotz kybernetischer Ersatzteile und Terminator'esken Ich-Perspektiven ist Texhnolyze aber keinesfalls eine cyberpunkige Science-Fiction-Serie wie z.B. das grandiose Ghost in the Shell: Stand Alone Complex. Die Technik steht größtenteils im Hintergrund, es geht viel mehr um die politischen und gesellschaftlichen Verstrickungen, die so manche gelungene Enthüllung bereithalten.

Optisch kann Texhnolyze ebenfalls überzeugen, obwohl die Animationen nicht immer völlig flüssig sind. Es werden oft detaillierte Standbilder verwandt, aber damit kreieren die Japaner bekanntlich Atmosphäre wie niemand anderes. Computereffekte kommen auch zum Einsatz, die glücklicherweise kaum herausfallen. Sehr angenehm ist das einprägsame und realistische Figurendesign; peinliche feminin-tuntige Burschen (Wolf's Rain...) und halbnackte Kindfrauen mit XXL-Oberweite muss man also nicht befürchten. Musikalisch reicht Texhnolyze nicht an GitS:SAC heran, bietet aber gelungene elektronische Beats. Das Erzähltempo ist phasenweise recht niedrig und es wird viel geredet, da jedoch die Geschichte interessant und die Synchronisation hervorragend gelungen ist, stört das nicht.

Ungeachtet der wie bereits erwähnt guten Story mit einigen surrealen und leisen Momenten ist die Serie nichts für sanfte Gemüter, denn es kommt zu zahlreichen, wenn auch meist kurzen Gewaltexzessen, in denen das Blut nur so spritzt. Jedoch rutscht Texhnolyze nie ins plakative Gemetzel ab, was japanische Animationsfilme ja früher in Verruf gebracht hatte (Stichwort Tentakelsex-Splatter). Nach etwas Anlaufschwierigkeiten nimmt die Serie an Fahrt auf und mündet in einem ersten, spannenden Finale. Mal sehen, wie sich alles weiter entwickeln wird...

Update: In der Nacht zum 16. Juni liefen die letzten zehn Folgen (anschließend noch ein Interview mit dem Produzenten und dem Charakterdesigner; es ging um deren Werdegänge, Mangas und Animes allgemein und die Serie Lain, nicht um Texhnolyze).

Nach den aufpeitschenden Geschehnissen in Lukuss kehrt keine Ruhe in die Stadt ein, es wird noch schlimmer, als eine weitere Partei energisch in die Machtkämpfe eingreift... Die Cyborg-Thematik wird ein großes Stück erweitert, schafft es aber gerade noch nicht übertrieben und unpassend zu wirken. Dies ist vor allem der Geschichte zu verdanken, die stärker als zuvor mit philosophischen Ansätzen über die Evolution und das Schicksal des Menschen aufwartet und teils sperrige, metaphysisch gefärbte Dialoge hervorbringt (in immer noch hervorragender Synchronisation). Mit dem unvermeidlichen Ausflug an die Erdoberfläche wird die Serie dann surreal und elegisch, das Erzähltempo tritt dazu passend für einige Folgen stark auf die Bremse. Der Abstieg zurück nach Lukuss ist schließlich die Vorwegnahme des apokalyptischen Endes...

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Kaum noch AAA, viel Indie und Multiplayer, wenig Steam und Switch.

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